kolumne #7

glua
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kolumne #7
[kopie der 7. kolumne von support@lists.4-mail.net]
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hallo, liebe leser.

seit der letzten kolumne ist nun viel zeit verstrichen. in der
zwischenzeit tat sich auch in der linux-community so einiges, jedoch
waren nicht alle entwicklungen so, wie man sie erwartet hätte.

selbst für mich, als überzeugten linux-anhänger, gibt es einige
knackpunkte, die mich zum teil sehr enttäuschen.

der nachfolgende text sollte nicht als anti-werbung für linux verstanden
werden, sondern lediglich einige schwächen und baustellen aufzeigen.

##INHALT
+ ubuntu 5.10 erschienen
+ linux im büroeinsatz
+ performance von linux-systemen
+ das optimale system?
+ schlusswort


## UBUNTU 5.10 ERSCHIENEN
nach dem erscheinen von ubuntu 5.10 mitte oktober waren die erwartungen
an die neuauflage des bereits bewährten (k)ubuntu 5.04 sehr hoch. jedoch
wurden diese bei weitem nicht in allen punkten erfüllt.

erstmal positiv zu erwähnen ist die hervorragende hardware-erkennung der
neuen 'pop-distribution'. als beispiel möchte ich mal das einbinden
eines usb-sticks nennen. sobald der externe speicher in dem anschluss
steckt, erscheint sogleich ein icon auf dem desktop, über welches ich
kinderleicht auf meine daten zugreifen kann. möchte ich jedoch den stick
wieder entfernen, ist das nur wieder über das icon auf dem desktop
möglich. wünschenswert wäre hier ein ähnliches icon in der systemleiste,
wie man es von windows kennt bzw. im menü des dateibrowsers.

weiters ist noch immer nicht ein update für das openoffice2 paket von
der beta-version auf die endgültige version erschienen, obwohl die
beliebte office-suite in version 2 bereits seit einem monat offiziell
verfügbar ist.

ein anderer kritikpunkt sind die ziele des ubuntu-systems. wieso setzt
diese, eigentlich ideale desktop-distribution, so sehr auf den
server-einsatz und vernachlässigt seine aufgabem im desktop-bereich?


## LINUX IM BÜROEINSATZ
das nächste problem betrifft den groupware-client evolution. dieser
hätte ansich recht gute voraussetzungen, jedoch ist der imap-support
mehr als dürftig.

beim anlegen meiner 5 email-accounts muss ich für jede email-adresse den
selben postausgangsserver incl. sämtlichen einstellungen neu eingeben
(hierbei könnte man sich ein beispiel an thunderbird nehmen, welcher mit
dem einmaligen einstellen dieser option auskommt). nachdem ich es nun
endlich geschafft habe, alle accounts auf einem pc einzurichten, folgt
eine klick-orgie, bis alle gesendeten mails auch in dem entsprechenden
ordner des imap-accounts landen, anstatt auf der lokalen festplatte.
selbiges gilt für entwürfe, gelöschte objekte usw.

das von kde bekannte gegenstück kontact leidet an den selben schwächen,
jedoch bietet dieser zumindest eine wunderbare übersichtsseite mit
anstehenden terminen, aufgaben, ungelesenen emails und vielem mehr.


## PERFORMANCE VON LINUX-SYSTEMEN
leider ist auch die früher so hoch gelobte performance von
linux-systemen verloren gegangen, selbst ein windows xp ist schneller
verwendbar. wieso ubuntu und andere distributionen noch nicht auf den
wesentlich besseren und schnelleren start-manager initng (next
generation) setzen ist mir schleierhaft. dieser schafft es, die
startzeit eines systems locker zu halbieren.

dem erfahrenen linux-anwender überkommt das grauen, wenn er sich die
geladenen module seines systems ansieht, welche für diese schlechte
performance verantwortlich sind. auf meinem system zählte ich stolze 66
module!

nach dem händischen optimieren des kernels konnte ich die bootzeit um
stolze 15 sekunden verringern, ein initng würde noch weitere wunder
schaffen.


## DAS OPTIMALE SYSTEM?
immer häufiger stellt sich mir in letzter zeit die frage nach der
optimalen software. welcher desktop soll verwendet werden? das
schleppende, jedoch in manchen punkten komfortablere kde? oder gnome,
welches in einigen bereichen arge bedienschwierigkeiten aufweist und des
öfteren probleme mit der darstellung von programmen hat (z.b. übergroße
schrift, seltsame farbgebungen)?

dem flinken mp3-player xmms fehlt eine media-library, welche zwar der
kde-mp3-player amarok bietet, jedoch vom bedienkomfort dem
allseitsbekannten winamp um einiges nachsteht. rhythmbox von gnome ist
allgemein nicht empfehlenswert.

das oben bereits erwähnte evolution, welches sich, wie kontakt bei kde,
wunderbar ins system integriert, scheitert an einer komfortablen
email-unterstützung. diese bietet zwar mozilla thunderbird, der
email-client schlechthin, diesem fehlt aber wiederum die integration in
den desktop sowie sämtliche groupware-funktionen.

ähnlich ergeht es auch den instant messengern kopete, gaim und psi.
kopete bietet die komfortablen meta-contacts, welche das zusammenfassen
von mehreren accounts zu einem user gestatten, hat dafür aber eine
schlechte icq und jabber-unterstützung. gaim mangelt es an bedienbarkeit
und jabber-features und psi unterstützt nur jabber (dafür hervorragend!)
und lässt meta-contacts vermissen.

diese liste könnte noch lange weitergeführt werden, würde aber an der
situation nichts ändern. erstaunlich ist es, dass zwar viele mängel
bereits in pupulären magazinen, wie dem linux magazin, schon vor einem
jahr aufgezeigt wurden, sich jedoch nichts daran geändert hat.


## SCHLUSSWORT
mir ist klar, dass ich mich selbst aufmachen könnte um all diese mängel
in meiner freizeit zu beheben, doch ist es nicht die aufgabe der
programmierer dieser software, welche ihre programme so hoch anpreisen?
außerdem bliebe mir dann wohl keine zeit mehr für andere dinge,
abgesehen von meinen fehlenden kenntnissen in all diesen
programmiersprachen.

wie bereits erwähnt - mir geht es nicht um das schlechtmachen von
programmierern oder deren erzeugnisse. dieser artikel soll einfach die
user und programmierer ein wenig für die wirklichen probleme
sensibilisieren.

mit besten grüßen,
julian golderer

--
alle beiträge wurden von julian golderer <glua at 4-mail.net> verfasst!
die tatsächlichen fakten können aufgrund von menschlichen fehlern abweichen.

Dieser Beitrag wurde zuletzt am 09.01.2006 22:06 von glua editiert.